Warschau (dpa) – Mit einem offenen Brief haben sich polnische Angehörige gegen die geplante Exhumierung von Opfern der Flugzeugkatastrophe von Smolensk ausgesprochen. Dass diese mehr als sechs Jahre nach dem Absturz der Präsidentenmaschine aus ihren Gräbern geholt werden sollen, sei «rücksichtslos und grausam», zitierte der polnische Rundfunk am Montag aus einem von mehr als 200 […]

Warschau (dpa) – Mit einem offenen Brief haben sich polnische Angehörige gegen die geplante Exhumierung von Opfern der Flugzeugkatastrophe von Smolensk ausgesprochen. Dass diese mehr als sechs Jahre nach dem Absturz der Präsidentenmaschine aus ihren Gräbern geholt werden sollen, sei «rücksichtslos und grausam», zitierte der polnische Rundfunk am Montag aus einem von mehr als 200 Menschen unterschriebenem Appell an Regierungs- und Kirchenvertreter.

Im Juni hatten die von der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) neu einberufenen Ermittler die Exhumierung angekündigt. Diese soll Belege für eine Anschlagstheorie bringen. Den offiziellen Bericht ihrer Vorgänger, der den Absturz auf menschliches Versagen zurückführt, wollen die Nationalkonservativen nicht akzeptieren. Sie rollten die Ermittlungen nach ihrem Amtsantritt 2015 neu auf.

Das Flugzeug war am 10. April 2010 auf dem Weg zu einer Gedenkveranstaltung für polnische Opfer eines stalinistischen Massakers im dichten Nebel in der Nähe der russischen Stadt Smolensk abgestürzt. Alle 96 Insassen starben, darunter der damalige Präsident Lech Kaczynski, Zwillingsbruder des PiS-Vorsitzenden Jaroslaw Kaczynski. Dieser will die Exhumierung des Ex-Staatsoberhauptes erlauben, wie er gegenüber polnischen Medien angekündigt hatte.