München Flughafen, 26.07.2016   Es ist 18:00 Uhr, und es sind nur noch 30 Minuten bis zum Start des Lufthansa Fluges LH0815. Ein Flug wie jeder andere, so scheint es zumindest. Das Boarding beginnt, es herrscht die übliche Hektik in den Gängen des Flugzeuges. Nach gefühlten weiteren 20 Minuten hebt die Maschine endlich ab. […]

 

München Flughafen, 26.07.2016

 

Es ist 18:00 Uhr, und es sind nur noch 30 Minuten bis zum Start des Lufthansa Fluges LH0815. Ein Flug wie jeder andere, so scheint es zumindest. Das Boarding beginnt, es herrscht die übliche Hektik in den Gängen des Flugzeuges. Nach gefühlten weiteren 20 Minuten hebt die Maschine endlich ab. Doch dann, bereits nach einer Flugstunde kommt die Durchsage: „Sehr geehrte Passagiere, befindest sich zufällig jemand an Bord der dieses Flugzeug landen könnte?“ – Die einen haben Flugangst, die anderen trauen es sich nicht zu, aber wieso sollten nicht genau SIE die Person sein, die nun selbstbewusst aufsteht, an den Flugbegleitern vorbeigeht und sagt: „Ich mach das schon.“

 

Da Sie sich auf einem Langstreckenflug befinden, stehen Sie nun in einem Cockpit einer Boeing 747-400. Was nun? Als Erstes setzen Sie sich auf den linken Sitz und greifen nach dem Headset. Wenn Sie nun nach rechts schauen, sehen Sie auf der Mittelkonsole die vier Schubhebel. Unmittelbar darunter befinden sich zwei kleine Displays, auf denen jeweils sechsstellige Zahlenfolgen angezeigt werden. Diese Displays zeigen also die Funkfrequenz an, die es nun zu ändern gilt. Denn damit Sie auch die richtigen Menschen hören können, schalten Sie nun mithilfe des runden Knopfes die internationale Notruffrequenz 121,500 ein. Bestätigen Sie diese Eingabe mit der Taste, auf welcher zwei kleine Doppelfeile zu sehen sind. Um jetzt funken zu können, greifen Sie mit der rechten Hand zum Steuerknüppel. Denn auf diesem befindet sich, etwa auf Zeigefingerposition, jener Kippschalter, welcher das Mikrofon einschaltet hält, solange er gedrückt bleibt. Kommen Sie jedoch nicht in die Versuchung, den Knopf in der Nähe des Daumens zu drücken, denn der deaktiviert den Autopiloten. Und das wollen Sie ganz sicher nicht. Sprechen Sie nun die Worte „Mayday, Mayday“ in das Mikrofon und beenden Sie die Durchsage mit der Flugnummer. Also: „Mayday, Mayday, Lufthansa 0815“

 

Da jetzt bekannt ist, dass sich ein Luftnotfall ereignet hat, ist es wichtig, dass der Autopilot das Flugzeug steuert, damit Sie es nicht manuell landen müssen. Die Anzeige für den Autopiloten befindet sich mittig über dem Bildschirm (direkt unter dem Fenster). Gehen Sie sicher, dass mindestens eine der drei Tasten mit den Buchstaben „CMD“ erleuchtet ist. Wenn dem nicht so ist, drücken Sie einfach eine davon. Nun ist es an der Zeit, das Flugzeug in die Richtung des nächst gelegenen Flughafens zu bewegen. Fragen Sie also den Fluglotsen auf der Notruf-Frequenz nach dem Steuerkurs: „Request Heading“. Auch hier beenden Sie ihre Durchsage mit der Flugnummer, um Verwechslungen zu vermeiden. Wichtig ist, dass der Flughafen, den Sie ansteuern, mit einem sogenannten ILS ausgestattet ist. Dieses System ermöglicht es, automatisch zu landen. Doch ein guter Fluglotse sollte das in der Notlage erkennen.

 

Suchen Sie nun auf dem Bedienpanel des Autopiloten nach dem Kürzel „HDG“ für „Heading“. Dort tragen Sie mithilfe des Drehknopfes darunter den Steuerkurs ein. Bestätigen Sie die Eingabe durch Drücken des Drehknopfes. Da Sie das Flugzeug ja landen wollen, müssen Sie an Höhe verlieren, fragen sie dafür nach der neuen Flughöhe: „Request Decent“. Nachdem Sie die neue Flughöhe erhalten haben, tragen Sie diese auch wieder in dem Bedienfeld unter dem Kürzel „ALT“ für Altitude ein. Weiter links befindet sich eine Taste mit der Aufschrift „FLCH“, drücken Sie diese. Das Flugzeug sinkt.

Jetzt ist es an der Zeit, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Suchen Sie bei dem Bedienpanelpanel die Taste „IAS/MACH“. Dort drehen sie 250 ein, dies entspricht einer ungefähren Geschwindigkeit von 500 Stundenkilometern.

 

Und schon beginnt der Landeanflug. Das Programmierfeld für die automatische Landung befindet sich etwa in Höhe des rechten Knies. Es handelt sich um einen kleineren Bildschirm mit Tasten darunter. Drücken Sie dort die Taste „NAV RAD“. Erfragen Sie nun den die ILS-Frequenz und den „Final Course“. Beide Informationen werden nun – mit einem Schrägstrich getrennt – in das System eingegeben. Um den Vorgang abzuschließen, drücken Sie die vierte Taste von oben links.

 

Jetzt, da Sie sich auf dem Endanflug befinden, fahren Sie die Landeklappen aus. Dafür muss der Hebel, welcher sich rechts neben den Schubhebeln befindet, leicht auf Stufe 5 angehoben werden. Jetzt reduzieren Sie die Geschwindigkeit weiter auf 210, warten einen Moment und schalten die Landeklappen auf Stufe 10. Danach wieder kurz warten, Geschwindigkeit auf 190 reduzieren und Flaps auf Stufe 20 stellen. Aktivieren Sie nun den „Approach Mode“, drücken Sie dafür die Taste „APP“ unmittelbar neben dem Display mit der Flughöhe oder Altitude. Um landen zu können, brauchen Sie natürlich auch ein Fahrwerk. Die Steuerung dafür findet sich mittig rechts im Cockpit. Den Gear Lever stellen Sie also auf die Position DN („Down“). Damit das Flugzeug automatisch abbremst, müssen Sie die „Autobreaks“ finden. Diese sollten sich hinter dem Bedienfeld für das Funkgerät befinden. Stellen Sie diese auf die Stufe „Max Auto“. Hören Sie nun dem Fluglotsen genau zu und befolgen Sie weitere Heading- und Altitude- Wünsche.

 

Wenn Sie sich auf einer Höhe von 1000 Fuß befinden, beginnt der Bordcomputer mit Ihnen zu sprechen: „One Thousend“. Er gibt also stets die Höhe vom Boden bis zu Ihren Reifen an.  Um auch die Passagiere auf die Landung vorzubereiten, rufen Sie nun durch die offene Cockpittür „Brace Brace“. Dies sollte die Flugbegleiter dazu veranlassen, die Passagiere in eine Sicherheitsposition zu bringen.

 

Die automatischen Bremsen bringen das Flugzeug zum Stehen. Der letzte Schritt besteht nun darin, die Triebwerke abzuschalten. Dazu stellen Sie alle vier Fuel-Control-Hebel, welche sich direkt hinter den Schubhebeln befinden, auf die Position „Cut Off“.

 

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben es geschafft! Wir hoffen natürlich, dass Sie nie in eine solche Situation verwickelt werden. Falls doch, haben Sie Hoffentlich diesen Artikel, oder – für noch mehr Informationen – das Buch „Ein Mann ein Buch“ dabei. 

 

Tom Benedict

 

Augustin, Eduard / V.Keisenberg, Philipp / Zaschke, Christian: Ein Mann ein Buch. München. Wilhelm Goldmann Verlag

ISBN 978-3-442-47182-9